Leitungswasser ist fast überall verfügbar und stellt eine Trinkwasser-Alternative dar.In Deutschland hat das Wasser aus der Leitung Trinkwasserqualität und ist das am besten kontrollierteste Lebensmittel. Um diese Qualität zu gewährleisten, wird es zuvor in einem aufwändigen Verfahren aufbereitet. Im Gegensatz zum abgefüllten Mineralwasser aus dem Laden ist Leitungswasser trinken nicht nur günstiger, sondern häufig qualitativ besser.
Warum sollte man Leitungswasser trinken?
Leitungswasser hat gegenüber abgefülltem Mineralwasser viele Vorteile. Angefangen damit, dass wir uns den Gang oder die Fahrt zum Getränkemarkt sparen und die damit verbundene Schlepperei mit den Wasserkästen. Man benötigt keinen Platz Zuhause, um die Kisten unterzubringen und muss diese nicht wieder zurückbringen, wenn sie leer sind.
Ein weiterer Vorteil ist der Kostenpunkt: Ein Liter aus der Leitung kostet einen halben Cent, während man für einen Liter in einer abgefüllten Flasche meistens mindestens das zehnfache, wenn nicht das hundertfache bezahlen muss.
Hinzu kommt, dass laut Öko-Test und Stiftung Warentest viele Mineralwasser schlecht abgeschnitten haben. Weniger als die Hälfte konnte überzeugen und keines erreichte eine bessere Note als „gut“. In jedem zweiten Wasser konnten Verunreinigungen oder Keime nachgewiesen werden. Einige enthielten sogar Spuren von Schwermetallen wie Bor, Uran und Arsen.
Auch zwei der Bio-Wasser-Marken erhielten die Note „mangelhaft“. Stilles Wasser schnitt insgesamt schlechter ab als Mineralwasser vom Typ Medium oder mit extra viel Kohlensäure. Ein Grund dafür ist, dass stilles Wasser deutlich anfälliger ist für Keime, deren Wachstum durch Kohlensäure gehemmt wird.
Auch an Mineralstoffen enthielten viele getesteten Wasser weniger, als im Leitungswasser zu finden sind. Wer zu PET-Flaschen greift, der hat im Wasser außerdem Rückstände von Polyethylenterephthalat und möglicherweise Bisphenol A (BPA), das hormonähnlich wirkt.
Hat deutsches Leitungswasser Qualität?
Das deutsche Leitungswasser gilt als besonders hochwertig. Das liegt auch daran, dass für die Aufbereitung sehr strenge Regeln gelten, die in der Trinkwasserverordnung festgeschrieben sind. Die angewendeten Aufbereitungsverfahren müssen vom Bundesministerium für Gesundheit geprüft und genehmigt werden.
Übrigens kommt unser Trinkwasser nicht aus der Kläranlage. Die Kläranlage dient zunächst nur der Reinigung von Abwasser, das zurück in den natürlichen Wasserkreislauf geleitet wird, wo es auf natürliche Weise aufbereitet wird. Dieses Wasser hat noch keine Trinkwasserqualität.
Unser Trinkwasser wird zu 61 % aus Grundwasser gewonnen. Weitere 31 % stammen aus Seen und Talsperren oder durch Grundwasser, das durch Uferfiltration angereichert worden ist. Die restlichen 8 % sind Quellwasser.
Wie genau wird Grund-, Oberflächen- und Quellwasser für Trinkwasser verwendet?
Das Grundwasser entsteht durch Wasser, das im Boden versickert und auf seinem Weg nach unten von den verschiedenen Boden- und Gesteinsschichten gefiltert wird. Irgendwann sammelt es sich in einer Art unterirdischem Bach. Es wird zur Trinkwassergewinnung aus einer Tiefe von mehreren 100 Metern gefördert und verfügt meist schon über eine so gute Wasserqualität, dass eine weitere Aufbereitung gar nicht mehr notwendig ist.
Wasser aus Flüssen, Talsperren und durch Uferfiltration gewonnenes Grundwasser wird über einen Brunnen gefördert und passiert bis dorthin verschiedene Kies- und Sandschichten. Über 50 Tage wird es natürlich gereinigt, ehe es aufbereitet wird.
Quellwasser ist Grundwasser, das über eine Quelle wieder seinen Weg an die Oberfläche findet. Quellwasser wird insbesondere in Süddeutschland häufig genutzt. Der Anteil beträgt dort ca. 20 %. Die Quelle wird dabei mithilfe von baulichen Anlagen umschlossen und gesichert. Das gewonnene Wasser wird erst geprüft, ehe man es verwendet.
Um es vor Verunreinigungen zu schützen, gibt es Schutzzonen von I bis III. Die Schutzzone I sieht einen 100 m breiten Uferstreifen bei Seen vor oder einen ungenutzten Abstand bei Brunnenanlagen. Schutzzone II reicht von Zone I bis zur 50-Tage-Linie, die das Wasser verweilen muss, um die verschiedenen Filterschichten zu passieren. In Zone II ist Bebauung und Straßenverkehr verboten. Zone III befindet sich bei der Grenze von Zone II bis zur Grenze der unterirdischen Fassungsanlage und teilt sich wiederum in III A und III B. III A befindet sich ca. 2000 m um die Brunnenanlage und verbietet in diesem Bereich Mülldeponien und Kläranlagen. III B befindet sich an den Grenzen des Wassereinzugsgebiets und untersagt chemische Betriebe und Ölraffinerien.
Leitungswasser testen lassen
Möchtest Du mehr über die Trinkwasserqualität in Deiner Region erfahren, kannst Du Dich bei den Städten und Gemeinden informieren. Hast Du bedenken, dass das Trinkwasser bei Dir Zuhause der geforderten Qualität entspricht, kannst Du es auch testen oder testen lassen.
Zunächst gibt es die Möglichkeit von Selbsttests mithilfe von Teststreifen, die die Bestandteile anzeigen. Allerdings ist es als Laie manchmal gar nicht so einfach, einen solchen Test korrekt auszuwerten.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auch eine Wasserprobe in einem Labor vornehmen lassen. Dazu wendet man sich an das Gesundheitsamt. Der Vorteil ist ein sehr genaues Ergebnis, der Nachteil ein weitaus höhere Kosten. Bist Du Dir unsicher, kannst Du auch zunächst einen Teststreifen verwenden und bei Anlass zur Sorge das Gesundheitsamt zwecks eines Labortests kontaktieren.
Zudem gibt es die Möglichkeit sich direkt an seinen Wasserversorger zu wenden. Hier in Hamburg bin ich z.B. zu Hamburg Wasser in die Filiale gegangen und habe mir dort das s.g. Probeset für einen Wassertest abgeholt. Bei diesem Test wird der Blei und Kupferwert in meinem Wasser ermittelt. Dies ist sogar für werdende Mütter bzw. Säuglinge bis zu einem Jahr kostenlos (Blei-Analyse). Ansonsten zahlt man für den Test ca. 45 Euro (Stand 2020). Mein Wasser direkt aus der Leitung war übrigens einwandfrei.
Die Umweltbilanz von Leitungswasser
Die Klimabelastung von abgefüllten Wasserflaschen soll ganze 600 mal höher als bei einem Gebrauch von Leitungswasser sein. Hinzu kommt, dass man abgefülltes Wasser logischerweise in PET- oder Glasflaschen kaufen muss. PET-Flaschen gibt man zwar gegen Pfand zurück, aber tatsächlich wird in Deutschland nur ein Bruchteil davon zu neuen Flaschen wiederverwertet. Nur 30 % aller Flaschen sind Mehrweg-Flaschen.
Nur weil man Pfand bezahlen muss und diesen beim Abgeben zurückerhält, handelt es sich nicht gleich um eine Mehrwegflasche. Das bedeutet, dass für abgefülltes Wasser in PET-Flaschen meistens neues Plastik notwendig ist. Generell können Mehrweg-Plastikflaschen höchstens bis zu 25 mal wiederverwertet werden. Für Glasflaschen gilt das Doppelte.
Die Öko-Bilanz ist bei Mehrweg-Plastikflaschen dennoch besser, denn Glasflaschen sind schwerer und verursachen während der Transportwege höhere Transport-Emissionen. Eine Ausnahme besteht, wenn die Glasflaschen direkt in der Region gefertigt werden, was aber nur sehr selten der Fall ist.
Tipps und Tricks, um mehr Leitungswasser zu trinken
Fülle das Wasser in Glaskaraffen oder andere BPA-freie Trinkflaschen ab, die Du unterwegs mitnehmen kannst oder dort platzierst, wo das Mineralwasser normalerweise stand.
Wenn Du gerne Wasser mit Geschmack trinkst, kannst Du mit Zitronenscheiben, Gurkenscheiben, Minze oder Basilikum ein ganz natürliches Aroma erzeugen. Generell eignen sich dafür alle Obstsorten, Früchte und Kräuter. Diese sollten am besten unbehandelt sein. Hierzu gibt es auch tolle Trinkflaschen mit Fruchteinsatz.
Wer ein intensiveres Aroma bevorzugt, kann Leitungswasser mit ungesüßtem Tee vermischen. Beide Varianten enthalten deutlich weniger Zucker als industriell hergestellte Aromen und sind gesünder als die Wasser-Sorten mit Konservierungsstoffen.
Ist Leitungswasser immer gesund?
Auch im Leitungswasser können Rückstände von Chemikalien wie Nitraten sein. Diese sind aber laut Stiftung Warentest und Umweltbundesamt in so geringen Mengen nachgewiesen, dass sie gesundheitlich als absolut unbedenklich gelten. Man darf nicht vergessen, dass nicht nur die Qualität des Trinkwassers selbst relevant dafür ist, ob Leitungswasser auch gesund ist.
Auch die Leitungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. In Altbauten sind manchmal noch alte Rohre aus Blei, Cadmium Kupfer, oder Nickel verbaut. Außerdem kann es ein Problem mit Legionellen im Trinkwasser geben. Diese können die Legionärskrankheit auslösen. Der Vermieter ist allerdings verpflichtet, das Wasser regelmäßig untersuchen zu lassen.
Frag im Zweifel dennoch direkt bei Deinem Vermieter an, wann die letzte Untersuchung gemacht worden ist und wie das Ergebnis dabei ausgesehen hat. Rostige Leitungen mit eisenhaltigem Wasser sind zwar unangenehm, weil das Wasser rötlich aus dem Hahn kommt und nicht schmeckt. Allerdings ist das nicht gesundheitsschädlich. Normalerweise bessert sich die Qualität, wenn man das kalte Wasser einige Zeit laufen lässt.
Es wird ohnehin empfohlen, das Wasser ca. 30 Sekunden lang laufen zu lassen. Steht das Wasser nämlich zu lange in der Leitung, ist es anfällig für Keime. Um es nicht zu verschwenden, kann man es zum Blumengießen oder zum Putzen verwenden.
Kalkhaltiges Wasser ist ebenfalls ungefährlich, setzt allerdings schnell die typischen Rückstände am Wasserkocher an. Um die Qualität weiter zu verbessern, kann man den Partikelfilter hinter der Wasseruhr des Hausanschlusses regelmäßig reinigen. Ein Rückspülfilter benötigt alle 2 Monate eine Reinigung, andere Filter alle 6 bis 12 Monate.
Der Perlator (das Sieb) am Wasserhahn sollte jährlich ausgewechselt und hin und wieder mit Essig gereinigt werden. Kannen mit eingebauten Wasserfilter (z. B. Kohlefilter) machen das Wasser weicher. Allerdings sollte das Wasser nicht zu lange stehen bleiben, weil es sonst anfällig für Keime ist.
Warum haben manche Menschen Zweifel an Leitungswasser und Qualität?
Es gibt immer wieder Menschen, die an der Qualität unseres Trinkwassers Zweifel äußern. Die Sorge über verunreinigtes Grundwasser ist zunächst einmal verständlich, wenn man bedenkt, wie viel Düngemittel und Rückstände von chemischen Mitteln und Medikamenten ins Abwasser gelangen. Allerdings sollte man bedenken, dass die Reinigung des Wassers auf natürliche Weise und die anschließenden Aufbereitungsverfahren sehr gut funktionieren.
Das Wasser wird darüber hinaus immer wieder getestet. Die deutsche Trinkwasserverordnung ist das Regelwerk mit den weltweit höchsten Anforderungen an Trinkwasserqualität. Verstöße werden strafrechtlich verfolgt.
Es gibt außerdem verschiedene Gerüchte über unser Trinkwasser, die jedoch wissenschaftlichen Überprüfungen nicht standhalten konnten. So wurde etwa behauptet, Trinkwasser enthielte große Mengen an Mikroplastik und Rückstände von Schwermetallen. Auch sei das Wasser durch den Kot von Wasserasseln verunreinigt.
Was die Behauptung hinsichtlich Mikroplastik angeht, so sind die Mengen derartig gering, dass gesundheitlich nichts zu befürchten ist. Dennoch liegt es an jedem von uns, derartige Rückstände zu vermeiden. Die Grenzwerte von Schwermetallen werden laut Umweltbundesamt normalerweise nicht überschritten. Allerdings kann das Risiko ansteigen, wenn das Wasser sich länger als 4 Stunden in der Leitung befindet. Hier gilt es wieder, das Wasser etwas laufen zu lassen.
Wasserasseln existieren tatsächlich. Sie leben auch in Trinkwasser-Versorgungsleitungen. Diese Kleinstlebewesen bewohnen dort die Sandfilter. Normalerweise kommen sie aber nicht in unseren Wasserhähnen an. Zudem ist in den meisten Bundesländern auch ein Hausfilter an der Wasseruhr verpflichtend. Seit Dr. Günter Gunkel im Rahmen einer Studie der TU Berlin die Besiedelung der Wasserasseln in Trinkwasser-Versorgungsleitungen erforscht hat, wurden Verfahren entwickelt, welche die Wasserasseln fern halten. Außerdem wird das Trinkwasser seit 2018 auch auf Kleintiere getestet.
UFZ-Forscher Dr. Karsten Rinke merkte dazu an, dass es eher für die Qualität des Wassers spricht, wenn sich dort auch Kleintiere ansiedeln. Es könne entsprechend nicht zu stark mit Schwermetallen und Insektiziden belastet sein.
Man wird zu jedem Thema immer wieder Menschen finden, die etwas Bedenkliches für das Leben und die Gesundheit vermuten. Manchmal werden auch vermeintliche Fakten präsentiert, die oberflächlich zwar stimmig sind, aber letztendlich dessen Vermutung doch nicht stützen können. Was wir aber dennoch mitnehmen können, ist uns selbst in Verantwortung zu nehmen und unser Wasser so gut es geht zu schützen, um Belastungen zu vermeiden.
Der Problemstoff Nitrat
Wie bereits angesprochen, sind die Nitratwerte in unserem Trinkwasser so gering, dass kein gesundheitlicher Schaden zu befürchten ist. Dennoch ist Nitrat im Wasser ein Problem, auch wenn es nicht über das Trinkwasser bei uns ankommt. Jetzt schon hat das Grundwasser in Deutschland hinter Malta die zweithöchste Nitratbelastung der EU. Damit nichts ins Trinkwasser gelangt, müssen aufwändige Aufbereitungsverfahren eingesetzt werden.
Mehrfach wurde Deutschland bereits von der Europäischen Kommission zur Einhaltung der EU-Nitratrichtlinie aufgefordert. 2018 wurde Deutschland vom Europäischen Gerichtshof diesbezüglich sogar verurteilt. Im Rahmen von Nachverhandlungen wurden Beschränkungen bei der Düngung in der Landwirtschaft beschlossen. Während Brüssel die Vorschläge wohl akzeptiert, haben Bundesländer Änderungsanträge eingereicht.
Wie und ob Deutschland sein Nitrat-Problem also in den Griff bekommen wird, ist zurzeit noch nicht klar. Hingegen besteht die Tatsache, dass je mehr Nitrat ins Grundwasser gelangt, umso mehr sich auch in den Flüssen, Bächen und Seen anreichert. Umso schwieriger wird es wiederum, die Rückstände aus dem Trinkwasser zu entfernen. Das bedeutet nicht nur, dass unser Trinkwasser irgendwann teurer wird. Auch die Auswirkungen auf die Umwelt wären verheerend.
Das kann jeder von uns zu einer guten Wasserqualität beitragen
Mach Dir bewusst, dass alles, was in den Abfluss gelangt, irgendwann wieder in unserem Wasserkreislauf ankommt. Abwasser passiert zwar zunächst die Kläranlage, landet aber anschließend wieder im Fluss oder im Bach.
In die Toilette gehören Speisereste oder Fette genauso wenig wie Hygieneartikel. Diese entsorgt man ausschließlich über den Restmüll. Farbreste gehören teilweise in den Sondermüll. Aggressive Reinigungsmittel und WC-Duftsteine belasten das Wasser zusätzlich. Natron, Soda oder Essig sind gut zur alternativen Reinigung und deutlich günstiger. Zitronensäure oder frischer Zitronensaft eignen sich ideal als Entkalker.
Medikamente sollten niemals in die Toilette oder in den Ausguss gegeben werden, weil sie auch in Kläranlagen nicht vollständig abgebaut werden können. Man kann sie in vielen Apotheken oder beim Recyclinghof abgeben. Bei der Gartenarbeit sollte man auf chemische Pflanzenschutzmittel und auf zu viel handelsüblichen Dünger verzichten. Eine gute Alternative zum Dünger ist frischer Kompost.